Veranstaltung zum Gedenken an die Reichspogromnacht vor 80 Jahren

Die Zeitzeugen werden rar und so ist es gerade auch dem Markt Fischach ein wichtiges Anliegen an die Zeit zu erinnern als „jüdisches Leben ein fester Bestandteil von Gemeinde und Region“ war. So betonte es Bürgermeister Peter Ziegelmeier in seinen Begrüßungsworten. Eine ruhige Stunde mit Informationen zu den Geschehnissen und deren Hintergründen bildete am Donnerstagabend den ersten Teil des Gedenkens an die damaligen Ereignisse.  Elisabeth Kick, Rektorin, nannte die „bedrückende Aktualität“ der historischen Ereignisse und dankte dafür, dass die Wahl für den Rahmen dieser Veranstaltung auf die Fischacher Schule gefallen war.

Anne-Marie Fendt, Leiterin des Arbeitskreises Geschichte im Kulturverein KERN e.V. war es gelungen in Dr. Franz Josef Merkl einen Historiker für den Abend zu gewinnen, der über profundes Wissen zur jüdischen Geschichte in Bayerisch Schwaben wie auch zur Geschichte des Nationalsozialismus verfügt. Darüber hinaus hatte er sich speziell auf die Fischacher Vergangenheit eingelassen und dezidiert Fakten und Namen recherchiert. Diese Sachkenntnis, gepaart mit dem Engagement von Heike Marz, Lehrerin in den M-Klassen und der Unterstützung durch Schüler und Kollegium gab dem Abend eine ganz besonders eindrucksvolle Prägung.

Lehrer der Schule stimmten mit Volksweisen, wie sie auch von jüdischen Mitbürgern gepflegt wurden, einfühlsam musikalisch ein. Im Anschluss führte Dr. Merkl die Phasen der „NS-Judenpolitik“ von den ersten Einzelaktionen bis zur systematischen Ermordung aus. Er erklärte die „Geschehnisse im Reich“ und zog schließlich den Kreis enger zu den „Ereignissen in Fischach“. Dabei zitierten Schülerinnen und Schüler aus historischen Quellen, berichteten über die Schicksale von namentlich genannten Familien. In verschiedenen Treffen mit dem Historiker waren sie über Details aufgeklärt worden und so für die Not und das Unfassbare sensibilisiert worden. Die Unmittelbarkeit drückte sich in originalen Fotos hinter den jungen Menschen aus. Diese Szenen schufen Wahrhaftigkeit, Glaubwürdigkeit und erzeugten so spürbare Betroffenheit. Dr. Merkl bestätigte den Fischachern zwar „weitgehend anständigen Umgang mit den jüdischen Nachbarn“, doch seit dem Novemberpogrom war auch in diesem einst ruhigen Ort das jüdische Leben ernsthaft bedroht und kam letztlich zum Erliegen. In seinem Resümee gelangte der Historiker schließlich zu der Erkenntnis, dass es „kein Selbstzweck“ sei sich mit Geschichte zu befassen, vielmehr müssten Schlüsse auf die Gegenwart gezogen werden: Demokratie und ein funktionierender Rechtsstaat seien keine Selbstverständlichkeit und „der Nationalsozialismus war kein Vogelschiss in der Deutschen Geschichte.“   

Am kommenden Sonntag, 11. November 2018 findet in Fischach eine weitere „Gedenkstunde zur Erinnerung an das Los der jüdischen Menschen in Fischach“ statt. Sie beginnt um 16 Uhr an der ehemaligen Synagoge und führt zum Erinnerungsstein in der Ortsmitte. Zur Teilnahme laden der Markt Fischach, der Kulturkreis Fischach KERN e.V., sowie die Katholische Pfarrei St. Michael und die Evang.-Luth. Kirchengemeinde Diedorf-Fischach ein.