Zucht und Ordnung

„Zucht und Ordnung!?“ – Forderungen von gestern – Kinder von heute

Die Idee „für unsere Kinder mit unseren Eltern“ aktiv zu sein betonte Fischachs Bürgermeister Peter Ziegelmeier, habe ihn angetrieben sich für ein Netzwerk für Eltern einzusetzen. So gibt es in der Marktgemeinde nun schon seit geraumer Weile die „Familienstation Fischach“. Die jährlichen Beratungsfälle zeigen immer wieder wie wichtig diese Einrichtung ist und wie gern die Hilfe angenommen wird. Im Rahmen dieser Unterstützung hatte die Familienstation zum Vortrag „Zucht und Ordnung!? Die neue Autorität“ eingeladen. Und wo könnte solch ein Vortrag besser gelhalten werden als in einer Schule. Das bestätigte auch die „Hausherrin“, Fischachs Rektorin Elisabeth Kick.  Gabriele Wagner, die Leiterin der Familienstation freute sich über den großen Zuspruch und ermunterte die Eltern ihre Wünsche zu äußern und sich am Netzwerk aktiv zu beteiligen. Nun trat Karin Seibold ans Mikrofon. Die Psychotherapeutin hatte für diesen Abend das pädagogische Konzept des israelischen Psychologen Haim Omer aufgearbeitet und stellte es, mit zahlreichen praktischen Beispielen lebendig angereichert, vor. „Alleine ist es schwer, darum machen wir es zusammen,“ könnte als Motto über dem Konzept stehen – ebenso wie über den Zielen der Familienstation. Die Grundsätze von gewaltlosem Widerstand wie sie von Mahatma Gandhi und Martin Luther King gelebt wurden, werden auf die Pädagogik übertragen. Um einen Begriff von „Erziehung“ zu schaffen, gab die Referentin zuerst einen historischen Überblick über die Ideale vergangener Zeiten: War die „traditionelle Erziehung“ ganz auf Befehl und Gehorsam ausgerichtet, so propagierten die 60er und 70ern das gegenteilige Extrem, die antiautoritäre Erziehung. Beiden war gemein, dass die Jugend mit niedrigem Selbstwertgefühl keine Erfahrung im Bewältigen von Schwierigkeiten sammeln konnte. Heute steht das Kind im Zentrum der Familie und bei Problemen fragen sich zuerst die Eltern und Erzieher was sie wohl falsch gemacht hätten. Es seien, so Omer, „Neue Autoritäten“ nötig. Wie dies zu verstehen sei, erläuterte Karin Seibold in folgendem Bild: Der „sichere Hafen“ sei Zufluchtsort, um eigenständig und zuversichtlich groß werden zu können, ein „Anker“ stabilisiere das kindliche „Schiffchen“. Hierbei käme es nun auf orientierende „Struktur“, auf unerschütterliche und wertschätzende „Präsenz“ und „wachsame Sorge“, Aufmerksamkeit gepaart mit Vorsicht und Umsicht, an. Korrespondierende zu diesen Anforderungen wurden Selbstkontrolle und Eskalationsvorbeugung genannt, die letztlich in Gelassenheit und Stressmanagement der Eltern münden. Unterstützungsnetzwerke und Bündnisse runden das Konzept ab und geben den Kindern wie den Erziehenden Sicherheit und Vertrauen. Zeit, Wertschätzung, Liebe und Gelassenheit sind demzufolge wohl die Schlüssel zu einer gelingenden Bindung.